NATIONAL JOURNAL

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Ausgabe 099: 11. April 2018

Netanjahu und Giftgasopfer

Fällt der 3. Weltkrieg aus?

Nimmt man die vollmundigen Worte von Donald Trump und seiner UN-Botschafterin Nikki Haley ernst, dann müsste es in den kommenden Tagen unweigerlich zum Dritten Weltkrieg kommen. Auf die Fragen eines Reporters, ob Präsident Putin für den "Giftgasangriff verantwortlich" sei, antwortete Trump: "Das ist gut möglich, ja. Und wenn er verantwortlich ist, dann wird es hart für ihn". Trumps UN-Botschafterin Haley hetzte vor dem UN-Sicherheitsrat: "Russland und Iran machen die mörderische Zerstörung des Assad-Regimes erst möglich. Die Welt muss jetzt Gerechtigkeit sehen." (BBC) Bei der fast dreistündigen UN-Sitzung zur Lage in Syrien sprach Russland von einer Giftgas-Inszenierung und forderte, eine OPCW-Kommission (Organisation für das Verbot chemischer Waffen) solle in Duma alles untersuchen. Eine solche Untersuchung versucht der Westen zu verhindern. Merkel erklärte: "Es gibt kaum Zweifel", der Aufklärung könne eine Untersuchung vor Ort kaum dienen. Klar, wozu Beweise, wenn eine Beschuldigung reicht?
Als der erste große Krieg gegen Syrien wegen behaupteter Giftgaseinsätze erfolgen sollte, wurde das durch den damaligen Oberkommandierenden der US-Streitkräfte, General Martin Dempsey verhindert. Später stellte das MIT-Institute (Boston) fest, dass der Chemiewaffeneinsatz von den vom Westen bezahlten "Rebellen" erfolgt war. Mehr noch, am 18. Oktober 2017 gab das US-Außenministerium eine Reisewarnung für Syrien heraus, wo es hieß: "Die Taktiken der Terror-Organisationen von IS, Hayat Tahrir al-Sham sowie anderer extremistischen Gruppen, beinhalten den Einsatz von Chemiewaffen. Damit haben sie große Städte angegriffen …" Diese Originalmeldung wurde später wie folgt entschärft: "Überall in Syrien wird Giftgas eingesetzt". Immerhin schließt das auch die Gebiete ein, die allein von den vom Westen bezahlten Terroristen kontrolliert werden. Die Abänderung der ersten Reisewarnung erfolgte wohl aufgrund des dann gefassten neuen Plans, Russland, Iran und Syrien eine weitere Giftgaslüge anzudichten.
Trump droht wieder einmal ein Absetzungsverfahren. Gestern wurden sogar Büro und Hotelzimmer von Michael Cohen, Trumps Anwalt, durchsucht. Ein bislang beispielloser Vorgang. Das gegen Trump inszenierte Amtsenthebungsverfahren läuft wegen des Vorwurfs, er habe mit Russland im Wahlkampf zusammengearbeitet und Gelder erhalten. Insofern möchte er nunmehr mit einem weiteren Militärschlag in Syrien "beweisen", dass er mit Russland keinerlei Verbindungen unterhält. Der damalige Präsident Bill Clinton befand sich in einer ähnlichen Lage, denn gegen ihn wurde 1998 wegen der Sexgeschichte mit Monica Lewinsky im Weißen Haus ebenfalls ein Amtsenthebungsverfahren angestrengt. Zur Ablenkung lancierte Clinton 1998 den 4-Tage-Krieg "Operation Desert Fox" gegen den damaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein.
Die Frage ist, zu welcher Handlung wird sich Trump in Syrien hinreißen lassen, um sich aus seiner schwierigen Lage zuhause zu befreien. Sofern er nicht wagt, die beiden syrischen Flughäfen Hamaimim und Latakia anzugreifen, weil dort Russland Luftwaffen- und Marinestützpunkte unterhält, war alles umsonst. Natürlich erhoffen sich Israel und Trump auch, dass durch weitflächige Luftschläge auf Hisbollah-Stellungen und iranische Stützpunkte diese beiden militärischen Faktoren aus Syrien vertrieben werden könnten. Aber der Schuss kann im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten losgehen, wenn Irans Präsident Hassan Rohani als Vergeltung die Hisbollah mindesten 60.000 Raketen auf Israel abschießen lässt.
Dass Trump einen 3. Weltkrieg mit Russland für Israel riskieren wird, darf bezweifelt werden. Erinnern wir uns bitte, als er "Feuer und Zorn" über Nordkorea bringen wollte, aber heute über Friedenspläne mit Staatschef Kim Jong Un verhandeln will. Insofern könnte er sich hinter den Schutzzaun zurückziehen, die offiziellen Untersuchungen vor Ort abwarten zu wollen. Die Ergebnisse würden ihm sogar die letzte Handhabe liefern, das US-Militär aus dem Mittleren Osten abzuziehen. Dies ist eine Option, wenn auch eine unwahrscheinliche. Immerhin weiß Trump, dass der Giftgasanschlag von israelischen Kräften organisiert wurde, auch wenn er das nicht zugeben kann, und dass er einen großen Krieg mit Russland nie gewinnen kann. Denn hinter den russischen Reihen steht bereits das wegen Trumps Handelskrieg auf Rache wartende China.
Ron Paul war langjähriger Kongressabgeordneter, US-Präsidentschaftskandidat und Gründer des Ron Paul Institute for Peace and Prosperity, gegenüber RT sagte er: "Ich sehe keinen Grund, warum Assad das tun würde, es gibt keinen Grund für Russland, das zu tun. Es gibt so viele Leute, die wollen, dass wir dort bleiben. Trumps jüngstes Versprechen, Syrien ‚sehr bald‘ zu verlassen, hat die Falken in der US-Regierung zum Handeln veranlasst. Die Politiker hier wollten nicht, dass wir gehen, und jemand tut es für sie. Diese ganze Idee, dass Assad plötzlich seine eigenen Leute vergast, ist totaler Unsinn." (Eine Analyse von Carlos A. V. Equosamicus)