Zwischen Karl May und Ponyhof
|
Salafist Ex-Rapper Denis Mamadou C alias Deso Dogg, alias
"Abu Talha", einer de bekanntesten Dschihad-Rapper für den IS, singt über den "Heiligen Krieg", glorifiziert Taliban und
Al-Qaida-Kämpfer und diffamiert die "Ungläubigen" regelmäßig in Youtube-Videos.
Seine Lieder und Predigten sprechen jugendliche
Muslime an, fördern in ihnen den Wunsch zum Märtyrertod. Meldungen, er
sei Tod, wurden nicht bestätigt. |
Der Artikel "Sie hassen uns" von Samuel Schirmbeck (F.A.Z. vom 11. Januar 2016) gehört mit zum
Besten, was ich seit langem zum Thema gelesen habe. Da schreibt endlich einer, der aufgrund seiner
profunden Kenntnisse und Erfahrungen in Nordafrika dezidiert und differenziert auf
die immensen Probleme hinweist, die eine wohlmeinende, aber
beschränkte Vorstellung der arabischen Welt generiert -
zwischen Karl May und Ponyhof.
Ich habe beruflich seit Jahrzehnten viel mit "jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund" aus dem
Rhein-Main-Gebiet zu tun. Obwohl teilweise hier geboren, reproduzieren sie noch genau das von Schirmbeck
geschilderte Frauenbild und verhalten sich auch so. Das äußert sich anfangs in scheinbar harmlosen
Kleinigkeiten. Wichtige Termine mit Kommilitoninnen werden nicht ernst genommen, eine respektvolle
Teamarbeit auf Augenhöhe mit Frauen nicht gelernt, der Mann diktiert.
Erstaunlich auch die Renaissance machistischer, gewalttätiger
Männerbünde, eine parallele Subkultur,
die mit der ästhetischen Melange von Muckibuden, Waffen, Hells Angels, Türstehern und Gangsta-Rappern
jongliert.
Nackte Frauenhintern kriechen,
an Hundehalsbändern geführt,
über den Boden der Tiefgarage
und kriegen altes Motoröl zu saufen.
Das klingt wie aus einem Pasolini-Film, ist aber bejahend gemeint.
Bei der Aufnahmeprüfung im letzten Semester war dann das neue Programm zu hören -
der erste
Dschihad-Rap live. Auf Nachfrage sang der Kandidat den Text treuherzig vor:
viel von Kampf, viel
von Allah, viel von Ehre und viel vom Paradies.
Bei derart tickenden, präpotenten jungen Männern finden auch ihre Kommilitoninnen kaum Unterstützung.
S. zum Beispiel, eine junge Kurdin, begabt und engagiert alle Möglichkeiten nutzend, die ihr ein
Studium eröffnet, zerreißt der Spagat aus folkloristischem Multikulti-Wegschauen seitens der deutschen
Profs einerseits und ihrem patriarchalischen Vater andererseits, der für seine aufmüpfige Tochter
ganz andere (Heirats-)Pläne hat und sich um die verletzte Familienehre sorgt.
Ich muss immer an sie denken, wenn -wie heute - mal wieder im Radio davon zu hören ist, dass ein
Bruder der Schwester ein Messer in den Bauch gerammt hat: verletzte Familienehre.
Wenn unsere hart erkämpften Wertvorstellungen uns etwas wert sind, müssen wir genauer hinschauen -
auf die Männer und die Frauen. S. wäre eine Bilderbuchkandidatin für gelungene Integration, aber sie
kämpft auch mit unserer undifferenzierten "Toleranz" gegenüber manchen massenhaft importierten
Wertvorstellungen.
PROFESSOR THOMAS CARLE, USINGEN
|